"Gott ist Feministin. Mein Leben mit Eva, Maria und Lady Gaga"
Lebendig geschriebene Reflexionen zu Gottes weiblichen Anteilen
Was verbirgt sich hinter dem provozierenden Titel? Wieder ein vielleicht gut gemeinter, letztlich aber unreflektierter Rundumschlag gegen den Patriarchalismus in Kirchen und Theologie? Die Pastorin Mira Ungewitter geht einen anderen Zugang. Ihr Gedanke ist: wenn Gott Gott ist, kann ihn keine Seite für sich vereinnahmen. Es muss also hinter den auf menschliches Denken zurückfürbarenden, auseinanderklaffenden Positionen etwas geben, das beide Seiten integriert. Da stellt sich die Frage: Was sagt Gott über sich selbst? Um nicht wieder das Kind mit dem Bade auszuschütten, zieht sie einen Vergleich: Gott spricht nach biblischem Zeugnis von sich nicht im Sinne einer umfassenden Selbstvorstellung, sondern in eine immer andere konkrete Situation hinein und zu bestimmten Menschen. Daher ist seine Selbst-Vorstellung immer anders akzentuiert - ganz so, wie wir es auch tun: bei einem Vorstellungsgespräch etwa sprechen wir anders über uns als bei der Vorstellungsrunde zu Beginn einer Fortbildungsveranstaltung. Zu bedenken ist weiters, dass die Texte der Bibel immer auch davon geprägt sind, wie die Menschen, auf die sie zurückgehen, Gott erfahren und verstanden haben. Die Autorin geht nun auf Schlüsselstellen von Gotteserfahrung im Alten und Neuen Testament ein. Beginnend mit dem Schöpfungsbericht und weiteren Stellen des Alten Testamens, über die Berufungsgeschichten von Maria, Elisabeth und Maria Magdalena und dem Sprachgebrauch Jesu bis hin zu den im Sinne der „die Frau schweige in der Kirche“ berühmt- berüchtigten Stellen der ntl. Briefe, kommt sie bereits durch eine genauere sprachliche Analyse zu überraschenden Erkenntnissen zu göttlichem Selbstverständnis und Denken. Eingeflochten in die sachlichen Befunde sind ihre persönlichen Zugänge zum Thema. Eine große Rolle spielt dabei die Beziehung zu ihrer Mutter, eine von Kind festzustellende Tendenz an vom Üblichen abweichende Wege, ein Denken, das das Bestreben Gottes, den Menschen Liebe und Freiheit zu schenken, in vielen Formen und durch viele Menschen am Werk sieht und daher eine pastorale Praxis, die hineinnimmt und nicht ausschließt. Ein Buch voller Gedanken, die Horizonte öffnen und Gott in einem weiten Sinn „Gott sein lassen.“
Wien, 2. Jan. 2024
Hanns Sauter
"Der eine Gott und die Götter. Religions- und Theologiegeschichte Israels. Ein Durchblick"
Israels Weg zum Ein-Gott-Glauben und die Konsequenzen für alle Völker
Der Ein-Gott-Glaube war in der antiken Welt nicht selbstverständlich, sondern musste sich in einer Welt, in der es von Göttinnen und Göttern wimmelte, in einem langen und von Auseinandersetzungen geprägten Prozess durchsetzen. Gelungen ist dies bei einem kleinen und für das Weltgeschehen unbedeutendem Volk Israel. Unter den Gesichtspunkten historische Information, theologische Reflexion und spirituelle Entfaltung legt der bekannte Alttestamentler hier einen spannenden Durchblick des komplexen Themas vor. Dabei spricht er über religionsgeschichtliche Vorgaben, über die Offenbarungen des Gottes Jahwe in der Geschichte, den Weg des Monotheismus den Israel unter vielen Widerständen - auch aus den eigenen Reihen - gegangen ist, die Rolle der Propheten, die Reformbewegung der Deuteronomisten und die Nachwirkungen des babylonischen Exils, die ihn letztlich festigten. Abschließend setzt er sich ausführlich mit dem alttestamentlichen Bilderverbot und seine Diskussion im Bilderstreit der alten Kirche auseinander. Das Fazit des Autors: gerade der Ein-Gott-Glaube bewirkt ein Bewusstsein auf die eine göttliche Wirklichkeit, die in der Welt herrscht und führt zu einer Dynamik, in der „Gott alles in allem“ ist. Aus der verwirrenden Vielzahl einander oft widerstrebender Götter, die zu einer ebenso sich widersprechenden Gegensätzlichkeit unter den Menschen führen muss, „erstrahlt das Licht der einen Wahrheit, die den Weg zum wahren Leben in der Gemeinschaft mit Gott und untereinander weist.“ (S. 265) Der Monotheismus erweist sich als ein Weg des Miteinanders und des Friedens, der Versöhnung und Gemeinschaft. Alle Völker sind eingeladen - im eigenen Interesse - diesen Weg den die Propheten Micha und Jesaja dringend empfehlen, zu gehen. Ein Buch mit viel Potential in diesem Sinne! Für öffentliche Büchereien mit entsprechendem Klientel, Fachbibliotheken, Bibelkreise usw.
Wien, 29. 12. 2023
Hanns Sauter
„Im Frieden lasst uns zum Herrn beten“ - Hanns Sauter
Hanns Sauter: Im Frieden lasst uns zum Herrn beten. Mit Ikonen Gottesdienste feiern. Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2022. 240 Seiten. ISBN 978-3-460-26819-7 € 17,40 (A)
Sonderband 2022/2023 der Predigtreihe Gottes Volk
Eine Rezension von der Homepage "Andreas-Petrus-Werk":
Der Autor, der u. a. im Fachbereich Seniorenpastoral der Erzdiözese Wien tätig war und Referent der Erzdiözese im Vorstand des Andreas-Petrus-Werks ist, hat sich besonders durch seine Vorträge und Publikationen zur Ikonentheologie einen Namen gemacht. Mit seinem neuen Buch legt er einen vielseitig bei gottesdienstlichen Anlässen, bei Seminarien und Gebetskreisen einsetzbaren Fundus an Anregungen zur Meditation, zur Schriftlesung und zum Verständnis der Ikonen vor.
Nach einer kurzen Einleitung über das Miteinander von Bild und Wort, über die Ikone, die den Weg Gottes mit den Menschen aufleuchten lässt und so als Linie und Farbe gewordene Predigt das Wort der Hl. Schrift erschließt, werden 21 Ikonenmotive unter einem Motto als Haupttitel vorgestellt und erschlossen. Sie sind in ihrer Abfolge thematisch geordnet. Im Wesentlichen bewegt man sich entlang der Heilsgeschichte, wie sie im kirchlichen Jahreszyklus vorgegeben ist. Dabei ist in den zahlreichen Querverweisen zu einzelnen Themen immer das Ganze im Blick. Dies gilt auch für die Unterschiede zwischen westlichen und östlichen Traditionen, die nicht verschwiegen werden und jeweils als verschiedene Sichtweisen vor Augen treten, die einander ergänzen und bereichern.
Die einzelnen Abschnitte folgen demselben Schema: Die Überschrift über der Schwarzweiß-Abbildung der Ikone stellt dem Motiv ein Motto voran; es folgt die „Hinführung“ , die vorweg über wichtige Aspekte informiert, die unter den Rubriken „Betrachten der Ikone“, „Die Botschaft der Ikone“, „Bibel“, „Zu den Bibeltexten“, „Gebet aus der Ostkirche“, „Gebet aus der Westkirche“, „Meditation“ näher ausgeführt werden. Zum Abschluss werden „Anlässe“ aufgelistet, für die das betreffende Ikonenmotiv geeignet erscheint, für die im Folgenden abgebildete Ikone „Jesus klopft an“ etwa: „Ende des Kirchenjahres, Advent, Bußgottesdienst, Einkehrtage“. Die an liturgische Vollzüge angelehnte Darbietung erleichtert das Eindringen in die Inhalte, die aufgegriffen und weitergesponnen werden wollen.
Neu gestaltetes Ikonenmotiv „Ich stehe vor der Türe und klopfe an“ von Rudi Jankovich, Feldkirch
Das innovative Ikonenmotiv „Jesus klopft an“ hat Rudi Jankovich, Feldkirch, nach Vorgaben von Hanns Sauter „geschrieben“. Sauter dazu: „Jesus, der sowohl bei den Menschen Aufnahme sucht, als auch erwartet wird, ist bei der Christenheit des Westens Thema im Advent, bei der des Ostens, die eine Adventszeit wie im Westen nicht kennt, Thema der Karwoche.“ (S. 31f) Die im Bild verdichtete Zusammenschau des adventlichen Wartens auf den Herrn, das in Liedparaphrasen wie „Macht hoch die Tür“ oder „Tochter Zion“ anklingt, mit dem Festgeheimnis des Palmsonntags, das im Licht von Sach 9,9–15 „Siehe dein König kommt zu dir“ gedeutet wird, regt auf originelle Weise dazu an, Weihnachten und Ostern als Höhepunkte des kirchlichen Jahres aufeinander zu beziehen. Zudem steht an den ersten Tagen der Karwoche in der Ostkirche die Erwartung des Bräutigams (nach Mt 25,1–13) im Mittelpunkt.
Der Herr und Erlöser kommt nicht herrschaftlich, sondern als von den Strapazen des Weges gezeichneter Wanderer, in seiner linken Hand eine Schriftrolle, d. h. er hat eine Botschaft zu überbringen. Wird ihm geöffnet werden, wenn er an der Tür steht und anklopft (vgl. Offb 3,20)? Wird er seine Botschaft überbringen können und was ist der Inhalt dieser Botschaft? Man mag an das programmatisch nach Lk 4,18 am Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu stehende Wort denken: „Der Geist des Herrn hat mich gesandt, damit ich den Armen eine Frohe Botschaft bringe, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht, damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“ Man mag auch an den Herrn denken, der die Finsternis des mit einem Stein verschlossenen Grabes überwunden hat und den selbst aus Angst verschlossen gebliebene Türen nicht daran hindern, zu denen zu kommen, die sich in seinem Namen versammelt haben, um ihnen als Frohe Botschaft den Frieden zu bringen (Joh 20,19.21.26). (Gottfried Glaßner OSB)
"Das Vaterunser - Ein Gebet für uns alle" - David Steindl-Rast
Kein Gebet verbindet die gläubigen Christen so wie das Vaterunser – miteinander und auch mit Gott. Es entdeckt ihn als Vater und großzügigen Geber allen Lebens. Jeder kann daraus schöpfen, seine Worte sind für unser aller Zukunft relevant und es kann für jeden individuell zu einem "Webstuhl des Betens" werden. David Steindl-Rast führt ein in die kunstvolle Anordnung, die reiche Symbolik und die bedeutungsvollen Beziehungen des Vaterunsers. Er lotet zentrale Begriffe wie Vater und Himmel, Wille und Reich, Brot und das Böse aus und findet Auslegungen, die den grundlegenden Sehnsüchten und Bedürfnissen der Menschen gerecht werden.
Diese kontemplativen Perspektiven vertieft er schließlich noch im Gespräch mit der Medizinsoziologin Brigitte Kwizda-Gredler, in das viele aktuelle Bezüge zu Zeitereignissen und zu globalen Problemen einfließen.
Zum Autor:
Bruder DAVID STEINDL-RAST
geb. 1926 in Wien, studierte Kunst, Anthropologie und Psychologie in Wien und trat 1953 in das Benediktinerkloster Mount Saviour im Bundesstaat New York ein; er engagiert sich seit den 1960er Jahren im interreligiösen Dialog und stand in engem Kontakt mit Thomas Merton, Thich Nhat Hanh oder dem Dalai Lama; erfolgreicher Buchautor (zuletzt im Tyrolia-Verlag „Orientierung finden“) und Initiator des Netzwerks „Dankbar Leben“, siehe www.dankbar-leben.org
"Dass du mich einstimmen lässt." - Hanns Sauter
Freiburg (Herder-Verlag) 2022
Thalia: € 18,60
In den vergangen Jahren sind zahlreiche Publikationen erschienen, die sich mit der Herkunft und dem Werdegang geistlicher Lieder befassen. Diese enthalten aber - obwohl die Lieder ja Gebet sind - kaum Anregungen zu einer geistlichen Auseinandersetzung oder meditativen Aneignung. Auch ist - vor allem bei älteren Liedern - der Text nicht immer für heutige verständlich oder nachvollziehbar. Das Anliegen dieses Buches ist, Lieder die gerne und oft gesungen werden, meditativ aufzuschließen und zum Leitfaden eines Gottesdienstes zu machen. Ausgewählt wurden dazu Gesänge aus dem Gotteslob, die beliebt und verbreitet sind, aber darauf geachtet, dass nicht nur klassisches, sondern auch neueres Liedgut vertreten ist. Zu jedem Lied gibt es neben den Liedbetrachtungen eine Auswahl an passenden Texten zur Gestaltung eines Gottesdienstes (Einleitung, Gebete, Fürbitten...), bei der auch der christliche Osten berücksichtigt ist, und auch Ideen um mit dem Lied weiter zu arbeiten. So lassen sich die Elemente sowohl bei Eucharistiefeiern als auch für Andachten und Wort-Gottes-Feiern oder einfach so als Gebet verwenden - oder das ganze Buch auch als praxisnahe Unterlage zur Gestaltung von Gruppenangeboten wie z. B. Seniorennachmittagen, Liturgie- und Bibelkreisen. Interessant-innovativ-empfehlenswert.