Meine biblischen Lieblingsgeschichten VII - Beitrag von Doris M. Bömken, Lic.Theol.

Meine biblischen Lieblingsgeschichten VII
Beitrag von Doris M. Bömken, Lic.Theol.


Das Schöpfungslied - Gen 1


Mit welch wunderbarem Text beginnt die Bibel. Es ist ein Text, der viel Kontroversen ausgelöst hat, zwischen Naturwissenschaftlern und Theologen, zwischen Kreationisten und der historisch-kritischen Exegese.

Dabei war das erste Anliegen der Verfasser gar nicht, haarklein zu erzählen, wie denn nun genau die Welt entstanden ist. Ihr Hauptaugenmerk lag auf der Aussage: Diese Welt ist gut und sie ist von Gott gut gewollt und gemacht. Diese Aussage war sicher nicht leicht in der Zeit, als sie dieses Lied – nämlich genau das ist es - aufgeschrieben haben. Das Volk Israel befand sich im Exil in Babylon. Brutal verschleppt, ausgebeutet und zur Sklavenarbeit gezwungen. Gegen alle Widerstände hielt man am Glauben an den einen Gott fest, beachtete die Gebote trotz aller Anfeindungen. In so einer Situation von einer guten Welt zu sprechen ist sicher nicht leicht.

Aber es hilft, es hat damals geholfen und hilft auch heute. Die Menschen haben das Schöpfungslied immer wieder in ihren Gottesdiensten gesungen, es hat sich in ihren Köpfen festgesetzt: Gott hat diese Welt gut gemacht und auch wenn sie es gerade nicht ist, sie wird auch wieder gut werden.

Die Struktur des Textes mit der klaren Gliederung der sieben Tagewoche, die vielen Wiederholungen machen das deutlich. Aus Chaos (hebräisch: Tohuwabohu) wird Ordnung, aus Dunkel wird Licht, alles bekommt seinen Platz und sein Auskommen. Wenn ich mir dessen gewiss bin, muss ich nicht mit den Umständen hadern. Ich kann nach vorne schauen und versuchen sie zu verbessern.

Ob die Welt nun in sieben Tagen oder in 14 Milliarden Jahren entstanden ist, spielt dann keine Rolle.

Unbenannt

Foto: Doris M. Bömken