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Deutsprachige Bibelübersetzungen
Die katholische deutschsprachige "Einheitsübersetzung" sollte ein wesentliches Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils verwirklichen, den Gläubigen einen besseren Zugang zum Wort Gottes zu ermöglichen. Sie wurde 1962-1974 erarbeitet als verbindlicher Text für die Liturgie, für den Religionsunterricht, für die individuelle und gemeinsame Lektüre, möglichst nahe am hebräischen bzw. aramäischen Urtext und im zeitgemäßen Deutsch. Nach einer Probezeit wurde sie 1979 zur offiziellen Bibelübersetzung der Katholischen Kirche in allen deutschsprachigen Diözesen. 2016 erschien eine Überarbeitung, die vor allem die Ergebnisse der wissenschaftlichen Bibelauslegung mehr berücksichtigte.
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1522 erarbeitete Martin Luther zuerst eine Übersetzung des Neuen Testaments, bis 1534 auch des Alten Testaments. Es war ihm dabei ein Anliegen, nicht nur den Urtext genau wiederzugeben, sondern auch "dem Volk aufs Maul zu schauen". Mithilfe der Erfindung des Buchdrucks gelang ihm damit auch die Schaffung der neuhochdeutschen Schriftsprache. In zahlreichen Revisionen hat die evangelische Kirche Deutschlands versucht, der Weiterentwicklung der deutschen Sprache Rechnung zu tragen, zuletzt 1975. Da dadurch immer mehr vertraute Formulierungen verloren gegangen sind, wurde anlässlich des Reformations-Gedenkjahres 2017 eine weitere Revision erarbeitet, die im Ganzen wieder der Originalübersetzung Martin Luthers ähnlicher ist.
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Die reformatorischen Gemeinden der Schweiz erstellten eine eigene deutschsprachige Übersetzung, die sich zwar ursprünglich stark an jener Martin Luthers orientierte, aber bereits 1531 in einer Prachtausgabe der Froschauerbibel dem alemannischen Sprachduktus folgte und seit 1540 als Zürcher Bibel zahlreiche Revisionen erfuhr. Die letzte begann 1996 und wurde 2007 feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie "ist eine gediegene Übersetzung von hohem Niveau, die sowohl dem modernen Stilempfinden entspricht als auch die von den Übersetzern absichtlich bewahrte »Fremdheit« der biblischen Texte angemessen zur Geltung bringt. " (Deutsche Bibelgesellschaft)
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Diese Gesamtbibel wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von einem Gelehrtenteam im Wuppertaler Stadtteil Elberfeld herausgegeben. Vorlage war der hebräische "Masoretentext" für das Erste und mehrere neu entdeckte Handschriften des griechischen Neuen Testaments. Das Grundanliegen dieser freikirchlichen Teamarbeit der "Brüderbewegung" war eine möglichst wortgetreue Wiedergabe, wodurch manche Passagen gekünstelt wirkten; in mehreren Überarbeitungen (zuletzt 1985) wurden stilistische Verbesserungen vorgenommen und knappe Kommentare angefügt, die das Verständnis erleichtern.
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Der evangelische Bibelwissenschaftler Ulrich Wilckens hat bereits im Jahr 1970 eine kommentierte Ausgabe des Neuen Testaments herausgegeben, die sowohl nahe am Urtext orientiert ist als auch die Ergebnisse der kritischen Exegese in einem verständlichen Deutsch zu berücksichtigen versucht. In der letzten Neubearbeitung (2015) hat er zusätzlich seine Erfahrungen als Seelsorger (Bischof 1981 bis 1991) mit einfließen lassen, sodass die Perikopen auch im feierlichen Gottesdienst vorgelesen werden können. Kardinal Lehmann bescheinigt dieser Studienbibel ein Höchstmaß an ökumenischem Konsens.
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Eine Übersetzung, deren Sprache unter die Haut geht, obwohl oder weil sie schon mehrere Jahrzehnte alt ist. Der wortgewaltige Alttestamentler Fridolin Stier hat von 1960 bis 1981 daran gearbeitet und Einzelheiten immer wieder neu formuliert. Sein Grundanliegen war es, die Fremdheit des Wortes Gottes nicht einzuebnen sondern die Leserin/den Leser möglichst zu provozieren. Leitendes Übersetzungsprinzip war ihm, dasselbe griechische Wort immer auch mit demselben deutschen Wort wiederzugeben.
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Bereits in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erschien erstmals die GUTE NACHRICHT. Der Titel dieser Ausgabe das „Neue Testament in heutigem Deutsch“ entsprach der wörtlichen Übersetzung des griechischen Wortes Euangelium. Aufgrund der guten Aufnahme auf dem Buchmarkt legte in der Folge legte die Deutsche Bibelgesellschaft eine biblische Gesamtausgabe vor - inzwischen wiederholt überarbeitet -, die der aktuellen gesprochenen Sprache entspricht. Sie will keine wörtliche Übersetzung sein, sondern bietet einen verständlichen Text, der vielerlei zusätzliche Erklärungen in Anmerkungen überflüssig macht. Nicht nur im Religionsunterricht und in der kirchlichen Jugendarbeit häufig verwendet, sondern auch ein beliebtes Geschenk für Konfirmation oder Firmung.
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Diese Bibelgesamtausgabe versucht durchgehend zwei zentrale Grundanliegen in der Übersetzung zu berücksichtigen. Zum einen sollte im Sinne des jüdisch-christlichen Dialogs das Alte (= „Erste“) Testament möglichst am hebräischen Tenach orientiert sein und im Neuen Testament mögliche antijudaistische Missverständnissen vermieden werden. Zum anderen sollte dem Gendermainstream entsprechend eine geschlechtergerechte Sprache durchgehalten werden, vom Gottesnamen bis zur Kulturanthropologie. In der Fachwelt herrscht geteilte Meinung, ob dies auch dem Urtext gerecht geworden ist.
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Ein an vielen Stellen gelungener Versuch, die alte Bibel in der Welt der modernen (sozialen)Medien zu posten (2005). Dazu bedient sich der Autor einer transkribierten meist mundartlichen Sprache mit der im TV und in SMS gebräuchlichen Diktion. Der Seelsorger und Mitarbeiter in der Drogenhilfe möchte damit vor allem kirchenferne (jugendliche) Kreise ansprechen.
Deutscher Erzbischof: Bibel ist wesentlich für die Ökumene
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat die Bibel als wesentlich für die Ökumene bezeichnet. "Ohne die Heilige Schrift, die aus der Kirche hervorgegangen und die Norm unseres christlichen Lebens ist, kann es keine Reform der Kirche und auch keine Einheit der Kirche geben", sagte Schick am Samstag im oberfränkischen Creußen. Anlass war die Herbstvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken in der Erzdiözese Bamberg. Die Lektüre der Evangelien hätte im zu Ende gehenden Reformationsgedenkjahr mehr im Mittelpunkt stehen können, gab der Erzbischof zu bedenken. Denn die Heilige Schrift müsse wichtiger sein als alle anderen Informationen über Glauben und christliches Leben. Sie zu entdecken, sei deshalb weiter Aufgabe und Pflicht. Dabei sei der Glaube an Jesus Christus kein "Sachen- und Dogmenglaube", sondern personale Beziehung zu dem menschgewordenen Gottessohn. Erneuerung sei nötig, und zwar allein aus der Schrift, dem Glauben und der Gnade, "damit wir gemeinsam zum Gastmahl Christi gelangen".
Quelle: Kathpress Tagesdienst Nr. 248, 16.10.2017
Revision der Lutherbibel anlässlich 500 Jahre Reformation - Verfasst von Helmut Nausner
Bei der Revision wurde gendergerechte Sprache eingeführt. Luther und die Antike hat mit Brüder auch die Schwestern mitgemeint. Das ist heute nicht mehr möglich. Überall, wo der Zusammenhang eindeutig ist, wird jetzt von »Brüder und Schwestern« gesprochen. In Röm. 16,7 wird im alten Text Junius von Paulus gegrüßt. Nachforschungen haben ergeben (und darüber besteht Einigkeit unter den Fachleuten), dass es sich hier um eine Frau handelt, die Junia. Im revidierten Text steht jetzt Junia. Diese Stelle im Römerbrief ist ein wichtiger Beleg für die Teilnahme von Frauen in kirchlichen Dienste, etwa der Diakoninnen, schon in der Frühzeit der Kirche.
Die Lutherbibel ist zurückhaltend mit dem Gebrauch des Begriffes Kirche. Die Beauftragung des Petrus durch Jesus nach seinem Messiasbekenntnis in Matthäus 16,18 lautet in der Lutherbibel »Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen…«. Die Einheitsübersetzung formuliert: »Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen…«und sie verwendet den Begriff Kirche auch in den Paulusbriefen, wo die Lutherbibel Gemeinde schreibt (z.B. 1. Thess. 1,1; 1. Kor.1,2; 2.Kor. 1,2…).
In den Übersetzungen kommen die verschiedenen kirchlichen Traditionen zu Wort. Es lohnt sich, beim Lesen der Bibel andere Übersetzungen zu Rate zu ziehen (neben der Lutherbibel die Einheitsübersetzung und die Zürcher Bibel) und über die Unterschiede ins Gespräch zu kommen. Gemeinsames Bibellesen kann dann spannend und aufregend werden.
Helmut Nausner
Auferstehung erklärt - Biblia wünscht frohe Ostern!
Die Auferweckung Jesu wird oft mißssdeutet und missverstanden als historisches Ereignis, das Jesu Geburt, Taufe oder Kreuzigung gleichartig zur Seite steht, oder als wunderbare Durchbrechung der Naturgesetze. Auch die Vorstellung einer unsterblichen Seele, die im Tod den Leib abschüttelt, wird nach wie vor „geweckt“ wenn von Auferstehung die Rede ist.
Selbst christlich geprägte Menschen scheinen Seelenwanderung und Wiedergeburt plausibler zu finden. Beide Beobachtungen geben Anlass zur Besorgnis, denn nach der Überzeugung des Neuen Testaments ist die Auferstehung Jesu das Zentrum der christliche Glaube.
Daher hier einige Erklärungen zu den meist benützten Begriffe (Zeitschrift Bibel heute):
Auferweckung
Im Neuen Testament werden zwei Begriffe näher zu Synonym verwendet: anistemi und egeiro, „aufstehen“, „sich erheben“ oder „aufrichten, aufwecken“. Paulus bevorzugt die Form für „erwecken“ und betont damit Gottes aktives Handeln. Gottes Treue und Kraft vermag Jesus und alle Toten aufzuerwecken, sie aus dem Bereich des Todes zu holen, der mit einem Zustand des Schlafes verglichen wird.
Auferstehen
ist eine deutsche WortSchöpfung. Die griechischen Begriffe bedeuten „aufstehen“ und werden verwendet, wenn Gelähmte aufstehen, wenn Maria ihre Schwester Martha ruft und diese sofort „aufsteht“, um Jesus zu hören (Joh 11,29) und ebenso bei der Aussage, dass Jesus von den Toten „auferstanden“ ist. Auferstehen ist ein Vorgang im Leben, wenn Menschen sich dem Leben, der Liebe, der Hoffnung zuwenden können und kraftvoll, vielleicht auch unerwartet, aufstehen aus jeder Art von Todeszone. Die zwei Möglichkeiten der deutschen Übersetzung zeigen eindrücklich, dass die verheißene Auferstehung der Toten am Ende der Zeiten ein aufstehen im Hier und Jetzt bedeutet, weil schon jetzt der Tod überwunden ist. Die Theologie nennt das futurische und präsentische Eschatologie.
Biblia fördert nicht nur bibelpastorale Aktionen und Publikationen, sondern ganz speziell auch Bibelübersetzungen ...
1. Anfang des neuen Jahrtausends erschien auf Initiative des Ungarischen Katholischen Bibelwerks eine Bibelübersetzung in (Ungarisch)Roma, die im Oktober 2007 in einer feierlichen Zeremonie in Eisenstadt Vertretern der Sinti und Roma überreicht wurde.
2. Ebenfalls initiatilisert von Prof. Bela Tarjanyi konnte im Jahr 2012 eine Szekler - Bibel erscheinen.
Im Osten Siebenbürgens in Rumänien gibt es eine ungarische Volksgruppe, die Szekler. Sie sprechen einen eigenen Dialekt mit einem höheren Anteil turksprachiger Begriffe und benützen die Szekler-Kerbschrift Rovásírás, die an Runen erinnert.
3. In der Ukraine sind zwei Drittel der Einwohner Christen, davon die überwiegende Mehrheit Orthodoxe, darüber hinaus gibt es aber auch 9 % Griechisch-Katholische, die mit der röm-kath. Kirche uniert sind. BIBLIA hat in den Neunziger-Jahren in Lwiw zwei Seminare zur Fortbildung für deren TheologInnen in modernen Methoden der Bibelpastoral abgehalten. 2002 publizierte dann die Ukrainische Bibelgesellschaft eine völlig neue Bearbeitung der 1962 von den United Bible Societies vorgelegten Ukrainisch-Übersetzung.
Hanns Sauter: Kreuz, auf das ich schaue. Kreuzwegandachten, Gottesdienste und Betrachtungen zur Passion Jesu. Regensburg (Verlag Friedrich Pustet) 2017
Neues Projekt Litauen!
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Mehr Mut zur Sprache der Bibel
Es sei nicht gut, dass der Mensch alleine bleibt, sagte Gott. Deshalb gab er dem Menschen eine „Hilfe, die ihm entspricht“. So übersetzte die Einheitsübersetzung bisher Genesis 2,18, wo es um den Anlass geht, der letztlich zur Schöpfung der Frau führt. Nur: Was ist eine „Hilfe, die ihm entspricht“? Das Problem hat die Revision der Einheitsübersetzung nun aufgegriffen, wo es eindeutiger „ebenbürtige Hilfe“ heißt.
Es sind Beispiele wie dieses, die zeigen, worum es bei der Revision der Einheitsübersetzung nach rund dreieinhalb Jahrzehnten geht: keine Neuübersetzung, sondern eine Überarbeitung. Grundlage dafür waren neue Erkenntnisse der Wissenschaft, Veränderungen im deutschen Sprachgebrauch (Elisabet wird zum Beispiel jetzt „schwanger“ statt „sie empfing“) und an manchen Stellen die Rückkehr zu einer biblischen Redeweise.
Was das bedeutet, kann Johannes Marböck erläutern. Der Professor für Altes Testament gehörte neben dem emeritierten Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser und dem Neutestamentler Franz Zeilinger zu den österreichischen Mitgliedern des Leitungsgremiums für die Revision.
„Es gibt zum Beispiel Stellen, wo bisher in der Übersetzung von der ‚Macht‘ oder der ‚Gewalt‘ Gottes die Rede war. Hier kehren wir zu dem Bild zurück, das im Originaltext steht, wo ‚Hand Gottes‘ steht. Auch der aufmerksam machende Ausruf ‚siehe‘ war in der Einheitsübersetzung mehrmals gestrichen worden und kehrt jetzt teilweise wieder zurück. Wir wollten den Charakter der biblischen Bücher wieder besser erkennbar machen.“
Gottesname.
Zum Charakter des Alten Testaments gehört auch der Umgang der Juden mit dem Text, denn immerhin ist es zunächst ihre Bibel. Der Gottesname JAHWE wird von ihnen aus Ehrfurcht durch Umschreibungen ersetzt. Dem folgt nun auch die Einheitsübersetzung: Statt des Gottesnamens steht HERR in Großbuchstaben. Wo der Gottesname erklärt wird (Exodus 3,14) heißt es jetzt weniger deutend „Ich bin der ich bin“ statt „Ich bin der ich-bin-da“.
Auffällig an der Überarbeitung ist an manchen Stellen die Einbeziehung der Frauen, wenn das im Text inhaltlich auch so gemeint ist. „Direkte Anreden in den Paulusbriefen richten sich jetzt an ‚Brüder und Schwestern‘ statt nur an ‚Brüder‘. An Stellen, wo es passt, steht statt ‚Söhne‘ nun ‚Kinder‘ und statt ‚Väter‘ jetzt ‚Eltern‘“, berichtet Marböck, der auch die Apostelin Junia im Römerbrief erwähnt.
An einer viel diskutierten Stelle hat man die Fußnote deutlicher formuliert: Bei Jesaja 7,14 (Ankündigung des Immanuel) ist es in der Übersetzung zwar weiter die „Jungfrau“, die ein Kind empfängt. Aber die Erläuterung sagt klarer als bisher, dass der hebräische Begriff „almáh“ eigentlich nur „junge Frau“ bedeutet. Die Jungfrau taucht erst in der griechischen Übersetzung (Septuaginta) und im Matthäusevangelium auf.
Es gab aber ein paar größere Veränderungen, die notwendig wurden, wie Johannes Marböck berichtet. Jesus Sirach zum Beispiel ist ein biblisches Buch mit einer sehr komplizierten Textgeschichte. „Die bisherige Übersetzung fußte auf einer Kombination aus hebräischen Fragmenten und Übersetzungen ins Griechische und Syrische. Wir haben uns nun klar für die griechische Fassung entschieden, denn das ist der älteste vollständig erhaltene Text. Die anderen Fassungen werden in Anmerkungen berücksichtigt“, sagt Marböck, der selbst ein Experte für Jesus Sirach ist.
Beim Buch Tobit hatte die bisherige Einheitsübersetzung die kürzere der beiden griechischen Fassungen übertragen. „Jetzt steht dort die längere – in der Überzeugung, dass sie die ursprünglichere ist“, sagt Marböck.
Geduld.
Begonnen hatte die Arbeit an der Revision 2006: Die einzelnen Bearbeiter der biblischen Bücher, alles ausgewiesene Experten, legten ihre Änderungsvorschläge dem Leitungsgremium vor, dem Marböck angehörte. Dort wurde entschieden, was davon übernommen wird. Vor der endgültigen Entscheidung des Gremiums konnten die Bearbeiter nochmals Stellung nehmen. Diese Arbeit war 2014 abgeschlossen. Dann war der Vatikan am Wort, der die Texte im heurigen März genehmigte – ohne große Einwände, wie Marböck betont.
Bis aber die Mehrzahl der Gläubigen die revidierte Einheitsübersetzung in Händen halten können, zieht noch Zeit ins Land: Mitte Dezember sind die ersten Exemplare auf den Markt gekommen. Noch viel länger dauert der Prozess, aus den neuen Texten auch neue liturgische Bücher für den Gottesdienst zu machen. Ein Zeitplan liegt noch nicht vor, angefangen wird bei den Messlektionaren.
„Nicht schnipseln“
Hier hat Professor Marböck einen Wunsch: Besonders in den Lesungen aus dem Alten Testament solle nicht so viel durch Kürzungen „geschnipselt werden“. Es sollen ganze Abschnitte gelesen werden, ohne einzelne, vielleicht unbequeme, Verse auszulassen. Dass es für die Liturgie eine einheitliche Übersetzung gibt, hält der Wissenschaftler für wichtig: „Nur so prägen sich Texte auch ein. Das gelingt nicht, wenn ständig verschiedene Übersetzungen gelesen werden. Auch die evangelische Kirche ist ja jetzt bei ihrer Revision der Lutherbibel aus diesem Grund darauf bedacht gewesen, wo es vertretbar ist, wieder mehr auf Luthers Wortlaut zurückzugreifen.“
Dass die evangelische Kirche, die bei der „alten“ Einheitsübersetzung teilweise eingebunden war, diesmal nicht mit an Bord war, ist auch ein Faktum. Hintergrund war eine Instruktion aus Rom, welche die evangelische Seite nicht mittragen konnte. Am Reformationstag 2016 präsentierten sie die revidierte Fassung der Lutherbibel.
Außer in der Liturgie findet es Johannes Marböck übrigens gut, dass es mehrere Übersetzungen der Bibel gibt: „Übersetzen ist immer ein Stück weit Interpretation. Durch die verschiedenen Übersetzungen, die nebeneinander stehen, kommt wieder mehr vom Reichtum des Originaltextes hervor – Aspekte, die eine einzelne Bibelübersetzung gar nicht ausdrücken kann.“
Quelle: "Der Sonntag"