Meine biblischen Lieblingsgeschichten XIII - Beitrag von Doris M. Bömken, Lic.Theol.

Meine biblischen Lieblingsgeschichten XIII

Beitrag von Doris M. Bömken, Lic.Theol.
 
Zachäus, der Zöllner (Lk 19,1-10)

Nun war er am Ziel seiner Träume. Er hatte endlich die Leitung der Zollstation bekommen und nun drei Angestellte unter sich. Lange hatte er darauf hingearbeitet, immer wieder Anträge gestellt und endlich war die Stelle frei geworden und man hatte sie ihm übertragen, ihm - dem kleinen Zachäus. Nun könnte er doch eigentlich glücklich sein. Er hatte ein sicheres Einkommen, einen verantwortungsvollen Beruf und die Anerkennung der Bevölkerung, zumindest der römischen. Aber die jüdische war ihm egal, die meckerten sowieso immer. Die Pharisäer, weil nicht alle Gebote peinlich genau eingehalten wurden, die Zeloten, weil sie die römischen Besatzer aus dem Land vertreiben wollten.
Warum war er dann immer so unzufrieden? Irgendwie etwas in seinem Leben fehlte.
 
Er hatte da von einem Mann aus Nazareth gehört. Der nicht meckerte, sondern einfach machte, egal, was andere dazu sagten. Er sollte angeblich Kranke wieder gesund gemacht und Mutlose wieder zu mehr Vertrauen in sich selbst verholfen haben. Dieser Mann namens Jesus wanderte mit einer Gruppe Anhänger im Land herum, predigte vom Reich Gottes – was immer das auch heißen mag – und sollte nächste Woche nach Jericho kommen, in „seine“ Stadt. Vielleicht sollte er sich den mal angucken.
 
Nun war der Tag da. Jesus war in der Stadt. Viele hatten sich aufgemacht, ihm zu begegnen. Die Straßen und Plätze waren rappelvoll. Für ihn als Mann von geringer Körpergröße war es schwierig, sich da zu behaupten, um überhaupt etwas zu sehen. Also kletterte er kurzerhand auf einen Maulbeerfeigenbaum. Nun hatte er einen guten Überblick. Er sah Jesus in die Straße einbiegen, sah, wie er sich mit den Menschen unterhielt, sie zum Lächeln brachte, ihnen die Hand auflegte. Nun war er schon ganz nahe und da geschah, womit er nicht im Geringsten gerechnet hatte: Jesu blieb unter dem Baum stehen und sagte: „Komm schnell herunter. Ich muss heute in deinem Haus bleiben.“ (LK 19,5)
 
Ausgerechnet ihn, einem Zöllner, der ständig mit unreinem Geld zu tun hatte, wollte Jesus besuchen. Schnell stieg er wieder vom Baum herunter und geleitete Jesus zu seinem Haus, bewirtete ihn und sie redeten lange.
 
Im ging auf, dass das, was Jesus sagte, sein Leben verändern würde. Nicht der tolle Beruf, nicht das große Geld machen glücklich. Glücklich macht, wie freundlich man mit seinen Mitmenschen umgeht, wie fair man seine Angestellten behandelt. Glücklich macht, all die schönen kleinen Dinge zu sehen und nicht immer nur das Negative. Darauf kommt es an. Und Zachäus verstand nun auch, was Jesus mit dem Reich Gottes meinte. Er hatte es schon ein Stück weit in sein Haus gebracht.

Doris M. Bömken, Lic.Theol.